Die Faszination
Für Touristen sind Flugzeug und Auto die amerikanischen Verkehrsmittel schlecht hin. Denkt man an die Eisenbahn, fällt einem vielleicht noch die New Yorker U-Bahn ein.
Dabei verfügt die USA noch heute über das weltweit größte Schienennetz von 260.000 Kilometern. 1869 wurde erstmals mit Schienen eine durchgehende, transatlantische Verbindung zwischen Ost- und Westküste geschaffen. Bis nach Ende des 2. Weltkrieges war die Eisenbahn das wichtigste amerikanische Transportmittel. Die Züge mit einprägsamen Namen, bestehend aus auffälligen mit Aluminium verkleideten Waggons, gezogen von imposanten Dampf- und Dieselloks, waren ein zuverlässiges Reisemittel für die amerikanische Mittelschicht. Kilometerlange Güterzüge sorgten für die Versorgung mit lebensnotwendigen Produkten und während des Krieges für den Rohstoffnachschub der Industrie.
Dies änderte sich mit dem unaufhaltsamen Aufstieg der Flugzeugindustrie. Anstatt sich 2 Tage in den Zug zu setzen, konnte man nun in wenigen Stunden gewaltige Entfernungen überwinden. Und natürlich spielte auch die zunehmende individuelle Mobilisierung eine Rolle.
Lediglich in den großen Metropolen der Ost- und Westküste gibt es bis heute ein funktionierendes Eisenbahnsystem, dass vor allem für den Massentransport von großer Bedeutung ist. Der Fernverkehr beschränkt sich auch hier auf einzelne Metropolen und ist vom Tempo her vergleichsweise gemütlich unterwegs. Seit 2000 gibt es die erste echte Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Washington DC und New York. Der sogenannte Acela legt die Strecke in gut 3 Stunden mit einer Maximalgeschwindigkeit von 250km/h auf einer elektrifizierten Strecke zurück. Weiter geht es dann nach Boston, wo immer noch 200 km/h gefahren werden können. In Florida wurde 2023 erstmals seit fast 100 Jahren eine komplett neue Bahnlinie, „Brightline“, gebaut, die durch einen dieselgetriebenen Zug die Städte Miami und Orlando in 3,5 Stunden verbindet. Allerding dürfen die Züge nur auf wenigen ländlichen Abschnitten die Maximalgeschwindigkeit von 200 km/h fahren. Die gleiche Gesellschaft plant eine Verbindung zwischen Las Vegas und Los Angeles für 2030.
Von größter Bedeutung für die amerikanische Wirtschaft ist jedoch der Transport von Gütern durch die Eisenbahn.
Zumeist mit mehreren Loks (an der Spitze des Zuges, aber auch in der Mitte oder am Ende) bespannt, bestehen sie nicht selten aus über 100 Waggons, die sich durch kurvige Landschaften schlängeln. Ein faszinierendes Schauspiel, insbesondere wenn man an einer der unbeschrankten Bahnübergänge minutenlang stoppen muss.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass amerikanische Modellbahner hauptsächlich Güterzüge nachbilden.
Das Vorbild
An dieser Stelle findest Du keine tiefen Expertenkenntnisse der amerikanischen Eisenbahnen. Hierfür gibt es zahlreiche Internetseiten, die in aller Ausführlichkeit die Geschichte und die Entwicklung beleuchten. Hier kannst Du Dir einen ersten Überblick verschaffen und bekommst hoffentlich Lust auf mehr.
Die Bahngesellschaften
Die amerikanischen Eisenbahnunternehmen sind fast ausschließlich in privatem Besitz. Einzige Ausnahme ist Amtrak, die in den USA für über 90% des Personenschienenverkehrs zuständig ist. Sie gehört dem Staat. Daneben haben sich einige neue, investorenfinanzierte Gesellschaften, die aktuell in Florida und Kalifornien neue Hochgeschwindigkeitsstrecken bauen bzw. bauen wollen, gebildet. Außerdem gibt es regionale Betreiber von Nahverkehrsstrecken.
Ungewöhnlich ist für Europäer auch, dass die Bahnstrecken den jeweiligen Bahngesellschaften gehören und somit auch von diesen instand gehalten bzw. neue Strecken von diesen finanziert werden müssen.
Die aktuelle Anzahl der Bahnunternehmen ist schwierig herauszufinden, liegt aber wohl bei über 200 (Stand 2024). Die Gesellschaften werden je nach Umsatzvolumen in drei Klassen eingestuft.
Class I
- Union Pacific – die wohl weltweit bekannteste Eisenbahngesellschaft
- BNSF (Burlington Northern Santa Fe) – gehört mehrheitlich zu Berkshire Hathaway von Warren Buffett
- CSX Transportation
- Norfolk Southern
- Canadian National – kanadische Gesellschaft, die auch in den USA aktiv ist
- CPKC (Canadian Pacific Kansas City Southern) – Hauptsitz in Kanada, die einzige Bahn, die Kanada, USA und Mexiko verbindet.
Während es die Union Pacific und die Canadian National schon seit über 100 Jahren gibt, sind die anderen fünf Gesellschaften erst seit den 1980er Jahren durch den Zusammenschluss anderer Gesellschaften entstanden.
Die aktuelle Größe haben alle Railroads allerdings erst durch den Zukauf von zumeist in Zahlungsschwierigkeiten geratenen, kleineren Gesellschaften erreicht.
Class II & III
Alle regionalen Gesellschaften, die mindestens über ein Streckennetz von 560 Kilometern verfügen, werden in die 2. Kategorie eingeordnet. Hiervon gibt es 21. Mit der Florida East Coast Railway gehört eine davon der mexikanischen Groupo Mexico, einem Bergbauunternehmen, das gleichzeitig Ferromex, die mexikanische Eisenbahn, betreibt.
Knapp 200 regionale Bahnbetreiber besitzen kleinere Strecken und leisten entweder Rangier- oder Zubringerdienste für die großen Bahngesellschaften. Sie werden als Class III bezeichnet.
Auch wenn die Unternehmen natürlich Konkurrenten sind, arbeiten sie auch eng zusammen. Sie nutzen ihre Strecken untereinander und viele Züge werden auch mit Loks unterschiedlicher Loks bespannt.
Lokomotiven
Das Bild der Eisenbahn in den USA wird von Diesellokomotiven dominiert. Lediglich AMTRAK verfügt in den Metropolen und auf wenigen Personenfernverkehrslinien über elektrifizierte Strecken. Hier kommen dann häufig Triebzüge zum Einsatz.
Die sich durch die schier endlosen Weiten des Landes quälenden Güterzüge werden ausschließlich von vier- und sechsachsigen Diesellokomotiven der beiden amerikanischen Hersteller Progress Rail Locomotive und Wabtec gezogen und geschoben.
Besonderheiten
- Führerstände – im Gegensatz zu europäischen Lokomotiven, verfügen amerikanische Dieselloks nur auf einer Seite einen Führerstand.
- Aussehen – seit den 1980er Jahren hat sich das Aussehen der Loks kaum verändert, was am sog. Rebuilt liegt
- „Rebuilt“ – amerikanische Güterzuglokomotiven bestehen aus einem Grundrahmen, der nicht fest mit dem Aufbau verbunden ist. Die Aufbauten und somit auch die Motoren können ausgetauscht werden.
Progress Rail
Das in Alabama ansässige Unternehmen gehört zum bekannten Caterpillar Konzern und ist eigentlich bekannter unter dem Markennamen „EMD“ (Electro-Motive Diesel). Bis 2005 war dies die Eisenbahnsparte des General Motors Konzerns.
In den 1950er Jahren sorgte die intensive Entwicklungsarbeit von EMD und der günstige Erdölpreis dafür, dass Diesellokomotiven sehr schnell die bis Kriegsende vorherrschenden Dampflokomotiven verdrängten und sich der Konzern eine Monopolstellung im nordamerikanischen Markt verschaffen konnte.
Die US-Eisenbahn im Modell
Wie schon an anderer Stelle erwähnt, bin ich seit gut 40 Jahren „Märklinist“. Natürlich habe ich da in den Katalogen immer US-amerikanischen Lokomotiven und Waggons gesehen, aber es war eben nicht mein Sammelgebiet. Erst die Veröffentlichung des „Big Boy“ hat mein Interesse geweckt. Und nicht nur meines. Der Big Boy wurde in den letzten Jahren in verschiedenen Versionen von Märklin veröffentlicht und auch die etwas kleinere „Challenger“ kam auf den Markt. Dazu gab es passende Güterwagensets. Ein entscheidendes Merkmal von Märklin in Bezug auf das Thema USA ist, dass die jeweiligen Stückzahlen sehr überschaubar sind und vor allem Waggons immer nur in Sets angeboten werden.
Bezugsquellen
In Deutschland gibt es nur 3 Händler, die zuverlässig Modelle amerikanischer Anbieter vertreiben. Zwei davon haben auch eigene Läden, wo man sich die Produkte anschauen kann. Die großen Modelleisenbahn-Onlineversender bieten gelegentlich amerikanische Modelle an, wenn diese von europäischen Marken produziert werden (bspw. Piko, Märklin und Rivarossi). Ansonsten gibt es natürlich die Möglichkeit, direkt in den USA Modelle online zu bestellen oder bei einem USA-Besuch in einem Modelleisenbahn-Laden einzukaufen. Weiter unten werde ich darauf näher eingehen.
An dieser Stelle möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass ich weder von einem der hier genannten Anbieter bezahlt werde noch in irgendeiner Verbindung stehe. Meine Kommentare beziehen sich ausschließlich auf eigene Erfahrungen oder Beobachtungen.
AAT – All American Trains
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RD-Hobby
Hinter „RD“ versteckt sich Rainer Drexler, der Inhaber dieses ungewöhnlichen Modellbahn-Händlers. Das Ladengeschäft befindet sich im Keller eines Einfamilienhauses in der südhessischen Gemeinde Groß-Rohrheim. Nicht unbedingt eine Location, wo man eben mal zum Stöbern vorbeikommt. Auch wenn das Angebot vor Ort riesig ist.
Auf der nach Produktgruppen strukturierten Homepage findet man die Modelle aller gängigen amerikanischen Hersteller zu den in Deutschland üblichen Preisen. Hierzu gehören auch die Neuheiten, die man kostenlos vorbestellen kann. Einige Modelle werden auch mit Rabatten von bis zu 10% angeboten. Es empfiehlt sich, den regelmäßigen Newsletter zu abonnieren.
Wie bei AAT bereits erwähnt, empfiehlt es sich insbesondere bei vorzubestellenden Neuheiten, die Preise zu vergleichen. In aller Regel gibt es hier zwar keine großen Unterschiede, aber insbesondere bei Lokomotiven habe ich hier schon überraschende Differenzen festgestellt.
Die Beschreibungen der Produkte sind sehr übersichtlich gehalten.
moba24.de
Birger Haupt aus Schleswig-Holstein ist der Betreiber von moba24.de, einem reinen Online-Händler.
Die Homepage ist wohl schon vor vielen Jahren entstanden und dementsprechend bedarf es einiger Zeit, bis man sich wirklich zurecht findet. Das Angebot beschränkt sich ausschließlich auf Modelle, die auf Lager sind. Vorbestellungen von Neuheiten und Nachbestellungen sind hier nicht möglich.
Auch die Anzahl der Hersteller ist eingeschränkt. Die Produktbeschreibungen beschränken sich auf das Notwendigste.
Spannend an diesem Anbieter ist jedoch die Preisgestaltung, insbesondere bei Güterwaggons. Wer lange Züge mit Modellen von Accurail, Athearn, Atlas, Bachmann, Bowser, Broadway Limited Imports, Intermountain, Rapido, Rivarossi oder Walthers erstellen möchte, sollte hier auf jeden Fall einmal zum Preisvergleich vorbeischauen. Vor allem, weil man ab 200 Euro Bestellwert keine Versandkosten bezahlen muss.
Bei ebay findet man ihn unter „Modelleisenbahn Nord“. Allerdings sind hier die Preise in aller Regel höher als im Online-Shop, was vermutlich mit den Ebay Gebühren zusammenhängt.
Sonstige deutsche Händler
Die amerikanischen Modelle der europäischen Schwergewichte Märklin, Trix und Piko finden sich natürlich auch beim örtlichen Modellbahn-Laden oder bei den großen Online-Händlern, die ich an anderer Stelle aufgelistet habe. Für diejenigen, die kein unbegrenztes Budget haben, empfiehlt sich dringend der Preisvergleich.
Einige wenige Händler bieten auch Fahrzeuge von Athearn und Walters. Darunter auch besserepreise.com. Hier sollte man allerdings wirklich sehr genau hin schauen. Denn entgegen dem Namen, sind die Preise meinen Beobachtungen zufolge deutlich höher als bei den 3 von mir benannten Spezial-Versendern. Obwohl sie immer unter den angeblichen unverbindlichen Preisempfehlungen der Hersteller liegen.
Bestellung in den USA
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Einkauf in den USA
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eBay / kleinanzeigen.de
Das Angebot deutscher Anbieter bei ebay oder kleinanzeigen.de für Modelle amerikanischer Hersteller ist sehr überschaubar. In aller Regel werden Modelle von Märklin angeboten.
Auch hier möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass man sich als Einsteiger in das Thema sehr genau über den Marktwert von Modellen informieren sollte! Es gibt – auch seriöse – Privatleute die utopische Vorstellungen vom Wert Ihrer Besitztümer haben! Und auf der anderen Seite natürlich Betrüger, die Modelle weit unter Marktwert anbieten, aber gar keine Ware liefern wollen.